15. Februar 2012

Bewegung aus der Steckdose – Perspektiven der Elektro-Mobilität für Nordrhein-Westfalen

An die 100 Interessierte hatten sich am Freitag im Plenarsaal des Landtages eingefunden, um sich mit ausgewiesenen Experten aus den Bereichen Verkehr, Technik und Wirtschaft über die Chancen und Möglichkeiten der Elektromobilität auszutauschen. Im Eingangsvortrag wies der parlamentarische Staatsekretär für Verkehr Horst Becker MdL auf die enormen Chancen von intermodularen Ansätzen hin. Nur ein Zusammenspiel von elektrogetriebem Radverkehr, ÖPNV und Angeboten wie car sharing könnten die großen Probleme der Städte und des Verkehrs lösen. NRW bewirbt sich mit zwei Konzepten beim Bundeswettbewerb “Schaufensterregion Elektromobilität”. Das Konzept der Metropolregion Rhein-Ruhr setzt auf eine „Route der Elektromo­bilität“ von Dortmund über Bottrop bis nach Köln und Aachen, entlang derer Projekte aufgereiht und miteinander vernetzt werden. Bindeglied ist die Regionalexpress-Linie RE 1: Hierzu gibt es das Konzept, in den Steuerwagen der Züge Ladestationen für Pedelecs einzubauen; an einigen Bahnhöfen sollen Fahrgäste auf E-Fahrzeuge umsteigen können. Die Region Aachen präsentiert ihr Mobilitätskonzept entlang der neuen Erschließung des erweiterten Hochschulgeländes. Sie bildet das Rückgrat einer Infrastruktur für Elektromobilität, die Module wie Bahn, Stadtbahn, Bus, Auto und Fahrrad integriert und mit innovativen Projekten aus Forschung und Entwicklung verknüpft.

In der ersten Talkrunde Technik diskutierte die klima- und energiepolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion Wibke Brems mit Prof. Krome von der FH Lippstadt über die technischen Grundlagen der Elektromobilität. Dabei konnte Prof. Krome nicht nur auf seine Kenntnisse aus der Automobilbranche und der Forschung zurückgreifen, sondern auch seine Erfahrungen mit dem Lehrstuhleigenen E-Mobil mit dem zahlreiche Teststrecken gefahren wurden. Diskutiert wurden vor allem Fragen der Effizienz, der Energiebilanz und der Klimafreundlichkeit von elektronisch angetriebenen Fahrzeugen. Mit einem Wirkungsgrad von mehr als 90% seien Elektroautos den Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren und einem Wirkungsgrad von 35-38% weit überlegen. Klimafreundlich ist dies natürlich nur, sofern der Strom zu 100% aus erneuerbaren Energiequellen kommt.

In der zweiten Talkrunde Verkehr wurde mit dem verkehrspolitischen Sprecher Arndt Klocke und seinen beiden Referenten Martin Tönnes als Verkehrs- und Planungsdezernent des RVR und einem Fahrradladenbetreiber aus Köln die verkehrsplanerischen Herausforderungen und Chancen beleuchtet. Eine gewünschte Zunahme von Fahrradverkehr, insbesondere des elektrisch unterstützten, brauche neue Infrastruktur wie sichere Parkplätze und Radschnellwege. Nur so könnte auch in den Städten an den immensen Erfolg der Pedelecs im ländlichen Raum angeknüpft werden.

Im letzten Teil der Veranstaltung diskutierte die wirtschaftspolitische Sprecherin Daniela Schneckenburger in der Talkrunde Wirtschaft mit Prof. Dr. Lehner vom Institut für Arbeit und Technik in Gelsenkirchen und Prof. Dr. Andreas Knie vom Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel in Berlin. Gerade neue Strömungen wie die viel zitierte Formel vom Nutzen statt Besitzen seien zukünftig maßgeblich für die Ausgestaltung von intelligenten Verkehrssystemen. NRW sei zwar bisher abgeschlagen, habe allerdings das Potential mit einem starken Konzept zum Schaufenster für die Welt zu werden bei dem ökologische, stadt- und verkehrsplanerische und ökonomische Notwendigkeiten innovativ und benutzerfreundlich gelöst werden.

Auch wenn Fragen offen blieben an diesem Nachmittag, eins wurde sowohl durch das Auditorium als auch durch die Referenten deutlich: Verkehrnetze der Zukunft müssen vor allem die verschiedenen Ebenen miteinander verbinden, so dass individuell die infrastrukturellen Möglichkeiten für veränderte Gewohnheiten geschaffen werden.