14. April 2015

Grünen-Politiker Arndt Klocke im FRESH-Gespräch

CSD Heumarkt„Einmal die Woche brauche ich schwule Luft“

Grünen-Politiker Arndt Klocke im FRESH-Gespräch

Arndt Klocke ist 44 Jahre alt, Landtagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen, verkehrspolitischer Sprecher und Vorsitzender des Wissenschaftsausschusses. Er lebt in Köln und hat dort seinen Wahlkreis (Köln III), wo er in der Direktwahl mit dem landesweit besten Grünen-Ergebnis hinter der SPD auf dem zweiten Platz landete. Und er ist offen schwul.

Nein, einen schwul-lesbischen Stammtisch im Landtag gebe es nicht, sagt Arndt Klocke. Er kenne sowieso nur zwei weitere queere Abgeordnete, einen SPD-Kollegen und seine Parteifreundin Josefine Paul. Letztere wurde kürzlich erst in den Fraktionsvorstand gewählt. „Eine wichtige Personalie“, sagt er, aber: „Es gibt bei den Grünen keine Homo-Quote.“

Zum NRW-Aktionsplan für Gleichstellung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sagt Arndt Klocke: „Es war ein wichtiger Schritt, dass eine Landesregierung von sich aus sagt, wir wollen in diesem Bereich aktiv werden.“ Die Beteiligung vieler Gruppen und Initiativen an der Entwicklung des Maßnahmenkatalogs sei dabei besonders wichtig gewesen. Mit Blick auf die Schuldenbremse gebe es aber nur eingeschränkt Möglichkeiten, Förderkataloge auszuweiten. Bei der Schulaufklärung und Lehrerfortbildung müsse aber „in den nächsten Jahren mehr passieren“, meint Klocke.

Vor seiner Abgeordnetentätigkeit war Arndt Klocke Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in NRW, dann stellvertretender Fraktionsvorsitzender. Seine weitere politische Karriere hat er noch nicht geplant. „Vielleicht wird in zehn Jahren ja mal ein grüner Verkehrsminister gesucht“, scherzt er. Gerade hat der Kölner für seine Fraktion weitere Aufgaben übernommen, er ist jetzt auch zuständig für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen. Wohnen ist auch privat ein Thema. Mit seinem langjährigen Partner Sven Lehmann, der ihn im Amt des Grünen-Landeschefs beerbt hat, gibt es keine gemeinsame Wohnung.

„Manchmal finde ich es schön, abends nach Hause zu kommen und Zeit für mich zu haben“, sagt er. „Für uns ein gutes Modell, es erhält die Beziehung auf jeden Fall frisch.“ Über Verpartnerung werde aber nachgedacht,
verrät Arndt Klocke. Regelmäßig, „aber nicht ständig“ sei er in der schwulen Szene unterwegs. „Ich bin nicht der Typ, der abends drei, vier Mal in der Woche ins Corner geht und sich an den Tresen setzt“, sagt Klocke und ergänzt

„Aber einmal die Woche brauche ich schwule Luft.“ Auch beim CSD ist er regelmäßig dabei. In Köln sowieso, aber auch anderswo. „Bielefeld mag ich total gerne, das ist überschaubar, die Leute kennen sich und sind auch noch politischer.“

Veröffentlichung mit der freundlichen Genehmigung von „Fresh – Das Queer-Magazin fürs Revier“ (April Ausgabe) – Foto: Beim grünen CSD-Infostand am Kölner Heumarkt