14. Dezember 2015

Fraktion vor Ort: Klocke besucht Fair-Trade Zentrale in Köln

FairTradeIm Rahmen der Reihe „Fraktion-vor-Ort“ besuchte Arndt Klocke TransFair e.V. Deutschland und tauschte sich intensiv mit Geschäftsführer Dieter Overath aus. Der Sitz des Fair-Trade Dachverbandes ist in Köln-Sülz. Mit dem ‪Fair Trade-Siegel werden zertifizierte ‪‎Produkte und Güter bezeichnet, bei deren Herstellung bestimmte soziale und auch ökologische Kriterien eingehalten werden. Der Gesamtumsatz der Produkte in Deutschland lag im Jahr 2014 bei 830 Mio. Euro, die umsatzstärksten Produkte sind Kaffee und Blumen. Allein bei Fair Trade-Rosen lag die Mengenzunahme bei über 200%.

In vielen der so genannten Entwicklungsländer arbeiten Menschen für einen Hungerlohn und unter menschenunwürdigen Bedingungen. Weltweit arbeiten schätzungsweise zwischen 150 und 250 Millionen Kinder regelmäßig über mehrere Stunden am Tag. Viele von ihnen tun dies unter gefährlichen und ausbeuterischen Bedingungen. Der faire Handel wird vor diesem Hintergrund auch von der Landesregierung in NRW als ein wichtiges Instrument für die Bekämpfung von Armut und für mehr globale Gerechtigkeit erachtet. Die Förderung des fairen Handels ist sowohl im Koalitionsvertrag als auch in der 2012 verabschiedeten Eine-Welt-Strategie des Landes festgeschrieben. Mit der Verabschiedung des Tariftreue-Vergabegesetzes hat die Landesregierung ein weiteres wichtiges Zeichen gesetzt.

Aktuelle Zahlen zeigen, dass der faire Handel sich zu einem ständig wachsenden Marktsegment weiterentwickelt, das noch stark ausbaufähig ist: 2013 gaben Verbraucher*innen in Deutschland 784 Mio. Euro für fair gehandelte Produkte aus dem Süden aus. Das entspricht einem Jahreswachstum von 21 Prozent und einer Verdopplung des Umsatzes innerhalb der letzten vier Jahre. Verteilt auf die Gesamtbevölkerung in Deutschland fallen allerdings nur ca. 10 Euro pro Kopf und pro Jahr für fair gehandelte Produkte an – hier gibt es eindeutig noch ein großes Entwicklungspotential.

Gleichzeitig behaupteten 56 Prozent der Befragten einer deutschen Trendstudie aus dem Jahre 2013 sie kauften „häufig“ ethisch korrekte Produkte und sagenhafte 89 Prozent mindestens „gelegentlich“ (SPIEGEL 16/2015). In Deutschland ist Kaffee mit Abstand das Absatzstärkste Produkt unter den Fair-Handels Importen. Aber auch wenn der Absatz 2013 um 20 Prozent angestiegen ist, hat fair gehandelter Kaffee in Deutschland bisher nur einen Anteil von ca. 3 Prozent am gesamten Kaffeemarkt. In Großbritannien dagegen beträgt der Marktanteil von fairtradezertifiziertem
Kaffee rund 20 Prozent.

Nach wie vor sind in Deutschland Eine-Welt-Läden und –Aktionsgruppen (mit einem Anteil von rund 40 Prozent) der bedeutendste Vertriebsweg für die anerkannten Fair-Handels-Importeure. Nordrhein-Westfalen verfügt über ein breit aufgestelltes und engagiertes Netz zivilgesellschaftlicher Akteure und über hundert Eine-Welt-Läden. Die dort verkauften Produkte sie stammen alle aus Fairem Handel und oft auch aus ökologischem Anbau oder nachhaltiger Produktion. Ein wichtiges Standbein des Fairen Handels sind die vielen Ehrenamtlichen, die in Aktionsgruppen und Weltläden über die Lebensbedingungen der Produzenten informieren. Sie überzeugen unzählige Menschen davon, Produkte aus Fairem Handel zu kaufen. Im Rahmen des Promotorenprogrammes der NRW Landesregierung wird der faire Handel durch regionale und Fachkoordinatoren in der entwicklungspolitischen Informations- und Bildungsarbeit unterstützt.

In NRW gibt es nicht nur eine Vielzahl von kleinen lokalen Eine-Welt-Läden und -Initiativen, NRW ist auch Standort der inzwischen größten deutschen und europäischen Fair-Handels-Organisation, der GEPA, die ihren Hauptsitz in Wuppertal hat. Des weiteren haben Fairtrade Deutschland/TransFair (Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der „Dritten Welt“ e.V.,Köln), FLO (die Internationale Fairtrade Labeling Organisation, Bonn), FIAN (Food-First Informations- und Aktions-Netzwerk, Köln) und SÜDWIND e.V. (Institut für Ökonomie und Ökumene, Bonn) in NRW ihren jeweiligen Hauptsitz.

Ebenfalls findet Deutschlands größte Messe zum fairen Handel, die „FAIR TRADE & FRIENDS“ jährlich in Dortmund statt. Für uns GRÜNE ist die Unterstützung des fairen Handels schon immer ein wichtiges Anliegen gewesen. Denn der faire Handel stellt verantwortungsvolles, nachhaltiges Konsum- und Wirtschaftsverhalten dar. Er leistet einen Beitrag gegen unmenschliche Arbeitsverhältnisse, Kinderarbeit und sozial ungerechte Handelsbedingungen und trägt maßgeblich zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen bei.